Das begehrte 3.200m Freiwasser-Ereignis, welches in Rekordzeit ausgebucht war findet ganz im Norden statt. Einmal über die Förde von Dänemark nach Deutschland schwimmen. Wilder ist nur noch die Nordsee… Die sommerliche Königsdisziplin für die norddeutschen Schwimmer – Koffer packen und ab in das kleine Feriennest nahe der dänischen Grenze. Es riecht nach Meer, ist grünlich gefärbt und verspricht ein turbulentes Abenteuer, welches zwischen kräftigen Schauern mit einem 4. und einem 20. AK-Platz endet.

 

Zum internationalen Quallenschubsen lädt jedes Jahr das kleine Städtchen Glücksburg ein. Im August ist die Chance auf norddeutsche Temperaturen in der Ostsee groß, deswegen steht das Event immer eher zum Saisonende an. Aber ein fest gebuchter Termin deswegen, weil Freiwasser selten so intensiv erlebt werden kann wie hier.

Zum Orientieren kommt noch die Aufgabe, sich mit Wellen und Strömung arrangieren zu können. Für Beckenschwimmer kein Leichtes. Neopren ist heute Pflicht, denn hier wird auf hohe Sicherheit Wert gelegt - es gab in der Vergangenheit wohl schon Unfälle.

Von der Wettkampfbesprechung ging es direkt in die Boote, die die Schwimmer zuerst über die Förde schiffen, um die Wettkämpfer dann quasi von Bord zu schmeissen, damit sie sich auf einer kleinen Sandbank an der Küste versammeln. Knapp 400 sollen wir diesmal werden – es ist ein ganz schönes Gewusel hier unter dem Startbanner. Einige schwimmen sich warm, andere ordern die ersten Hotdogs der ansässigen Bude. Stimmung: Gemischt. Für großes Amüsement sorgte der glückliche Ausruf einer der an Land schwimmenden Damen "Ich habe einen Seestern gesehen!! Hier gibt es Seesterne!" – was auch immer sie hier sonst erwartet hätte. Soll sie froh sein, dass es hier keine Alligator-Schildkröten gibt…

Wir Hamburger glucken natürlich noch zusammen, denn wir müssen eine halbe Stunde Wartezeit totschlagen. Und aufpassen, dass es nicht arg zu kalt wird. Dabei haben wir nichts, nur Kappe und Brille. Der Countdown läuft – 400 Menschen rennen über eine scharfkantige Muschelbank und stürzen sich in die flache Ostsee. Zwischen den Ochseninseln brennen wir und versuchen, Brille, Kappe und Luft beieinander zu halten, denn es ist ein Riesengetümmel. Erst nach den Inseln wird es etwas ruhiger. Aber heute ist es mal etwas rauer über die Förde. Zwischen den Wellen kann man die Orientierungsbojen kaum ausmachen. Das Schwimmen ist kräftezehrend, weil man nicht in dem  Rhythmus schwimmen kann, den man gewohnt ist. Die Wellen machen einem einen dicken Strich durch die Rechnung.

Gänsehaut kommt auf, als man die Boote bemerkt, die jetzt einen Korridor über die Förde bilden. Als absolute Randbegrenzung des Events. Wie Korken hüpfen wir Schwimmer auf und nieder. Obwohl der Neopren und das Salzwasser schnell machen, kommen wir nicht so flott voran, wie geplant. Aber es ist ein Urerlebnis, durch das Meer (ok, is' nur die Förde!) zu pflügen und sich ein kleinwenig zu fühlen wie ein großer Kanalüberquerer. Andreas und ich schwimmen die meiste Zeit alleine ohne Sicht auf die Mitschwimmer.

Das Ziel scheint nicht näher zu kommen, wir schwimmen an einer (!) von sechs (!!!) Bojen vorbei – die anderen waren nicht aufzufinden. Es geht durch große Quallenfelder, die für einige etwas ZU glibberig sind. Ein Glück - mir machen die Ohrenquallen mit ihren glitschigen Körpern nichts aus. Nur merke ich, dass bei weitem nicht alle Quallen so harmlos sind. Die Arme brennen, denn wir tragen nur halbe Neoprenanzüge (es ist sooo warm!!) Am Ende trifft mich auch noch ein ganz fettes Teil und nimmt sich noch im Zielbereich meinen rechten Arm gründlichst vor.

Beissen, weiterschwimmen, und ins Ziel laufen. Locker leicht lächelnd – danke liebe Jane für das aufmunternde Motto. Bei 47:58Min checke ich ein, gut 4 Minuten schneller als das letzte Jahr.

Am Ende belegt Andreas den 20. AK-M-30 Platz, und ich den 4. AK-W-35 Platz – knapp vor dem Treppchen. Beide also unter 50 Minuten – Nächstes Mal hol' ich mir den Dritten :D

Die Organisation war wie immer professionell und zügig. Gefüttert wurden wir mit Äpfeln, Bananen und Apfelschorle. Bleiben konnten wir nicht lange, denn nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf – also machen wir uns auf den Weg zum nächsten….

Veranstaltungslink: http://www.foerdecrossing.de



Bericht von Chrischi