Andreas, you are Wakennitzman
Christiane, you are Wakenitzman

Das Langstreckenschwimmen "Wakenitzman 2013", welches wirklich seinen Namen verdient, ist das schönste Ereignis für die Freiwasser-Piloten und Kilometerfresser unter den Schwimmern. Am letzten Sonntag im Juli wird 14.000m um die besten Zeiten gekämpft. Am Ende stehen die Masters Schwimmer vom Vorwärts nicht schlecht da: Platz 5 bei den Frauen für Chrischi, Platz 13 bei den Herren für Andreas insgesamt starteten 47 mutige Einzelstarter, von denen 3 aufgeben mussten. Das Gefühl danach: Eine Mischung aus Chuck Norris und Rüdiger Rehberg.

 

Der kleine Fluss zwischen dem Ratzeburger See und der Innenstadt Lübeck ist für seine verrückten Events bekannt. Eines davon ist der Eisarsch (Achtung: Heißt wirklich so!) – eine Regatta im Optimisten, die andere für uns spannendere ist der Wakenitzman. Zu diesem wird man gekürt, nachdem man 14km den Fluss entlang geschwommen ist – nein, weder mit noch gegen die Strömung – der Fluss fließt zu langsam. Der Wettkampf ist das längste Langstreckenschwimmen Norddeutschlands (abgesehen von der Beltüberquerung auf Fehmarn – was allerdings kein richtiger Wettkampf ist und damit nicht zählt). Und entsprechend beliebt bei den Schwimm-Masochisten ist er auch. Gewohnt ein paar Stunden nach Freischaltung ist auch alles weggebucht.

Seit drei Jahren bin ich dabei, erst angefüttert mit einem Staffelplatz, jetzt als Einzelteilnehmer. Diese Veranstaltung ist einfach toll. Wir starten im gemütlichen Rothenhusen, am oberen Ende des Ratzeburger Sees – pünktlich um acht Uhr. Eine Viertelstunde später starten die Staffeln ihre Aufholjagd. Die Strecke verlangt einem viel ab, hauptsächlich aber Kopfarbeit, denn es finden sich – je weiter man schwimmt – immer mehr Argumente, um das Wasser vorzeitig zu verlassen… Man bekommt quasi seinen inneren Schweinehund an die Leine und ab geht der Spaziergang ungewissen Endes.

Spätestens nach der Hälfte der Strecke ist auch ein guter Teil der Staffeln an einem vorbeigesaust, während der Einzelschwimmer im Zen-Modus immer weiter Kilometer schrubbt – stets sorgfältig darauf bedacht, sich nicht von weiteren Einzelschwimmern überholen zu lassen. Begleitet wird man von einem persönlichem Kanu inklusive zweier Paddler. Bei uns sind das Familienmitglieder, die als Paddel-Schutzengel für seelisches und leibliches Wohl sorgen, Schwäne in Schach halten, Konkurrenten vertrimmen… naja, nee – so ist das ja gar nicht.

Auf 14 Kilometer und über 4 Stunden Schwimmzeit kann man vieles noch einmal überdenken, neu sortieren oder erfinden. Die größte Herausforderung ist aber, die Motivation nicht zu verlieren. Dranbleiben. Auch, wenn's hässlich anstrengend ist.

Dieses Mal schwimmen wir ohne Neos – denn der Veranstalter entscheidet, dass es einfach zu warm für Anzüge ist. Leider halten sich nicht alle Teilnehmer dran und tricksen mit High-Tec-Anzügen, bei denen man nicht unterscheiden kann, ob nun Neo oder nicht. Wir sind in stinknormalen Badeanzug bzw. Hose angereist. Weder Shark-Skin noch Kompression – wir schwimmen basic, auch wenn dann die Zeiten nicht toll sind und die Entenflöhe uns buchstäblich aufgefressen haben.

Das Wasser ist dieses Jahr warm und die Sonne brennt den Paddlern ordentlich auf den Pelz. Aber tauschen will keiner der Beteiligten.

Andreas und ich sind etliche Trainingskilometer zusammen geschwommen - so trennt uns am Ende auch kein großer Zeitunterschied. 7 Minuten liegen zwischen uns – für Andreas, der das erste Mal teilnimmt, immer vertraut: Der Wackeldackel Chrischi vor ihm. 14 Kilometer Schwimmen, an der Zieltreppe angekommen, fühlt man sich mit seinem Körpergewicht in aufrechter Lage extrem schwerfällig und trotzdem ist die Medaille und die Laune federleicht. Dazu die anerkennenden Rufe "YOU ARE WAKENITZMAN" – die jeden Finisher begrüßen, machen die Sache rund.

Nach so einem anstrengendem Event braucht der Körper jede Menge Energie zurück, Andreas und ich stürmen das Kuchenbuffet und versuchen ernsthaft, alles aufzuessen. Aber das klappt nicht. Die Damen vom Buffet sind Kummer gewohnt und zaubern eine Vielzahl von leckeren Köstlichkeiten aus Kartons und Körben. Da die Verpflegung "After-Work" eine für mich nicht unerhebliche Rolle in der Bewertung spielt ("Gib dem Biest was Ordentliches zu fressen") – ganz klarer Pluspunkt!

Bernd hat seine Mannschaft im Griff, und auch wenn es sich die "Großen" nicht leisten wollen, in knappen Badebüxen zu schwimmen, fühlen wir Teilnehmer uns auf diesem Event richtig wohl. Ob wir nochmal dabei sein wollen? Was für eine Frage :D

Veranstaltungs-Link: http://www.trisport-luebeck.de/wakenitz_man/index_wakenitz_man.htm

 

Bericht von Chrischi